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FRAporter Juli 2014 7 Wenn ein Herz, eine Lunge oder eine Leber von ihrem Spender zum Empfänger transportiert werden müssen, ist Eile geboten: Bei vielen Organen bleiben nach der Entnahme nur wenige Stunden Zeit, bis sie bei einem potentiellen Empfänger wieder eingepflanzt werden müssen. Der Transport mit dem Flugzeug ist da fast immer die schnellste Variante. Damit keine wertvollen Minuten verloren gehen, haben Organtransportflüge in der Luft ebenso wie am Boden höchste Priorität. Das gilt auch am Frankfurter Luftverkehrsdrehkreuz. Dort bringt deren Eingliederung in den Betrieb eines Großflughafens ganz besondere Herausforderungen mit sich. Jan Brill befindet sich mit seiner zweimotorigen Turboprob-Maschine im Endanflug auf das Frankfurter Luftverkehrsdrehkreuz. Es ist mitten in der Nacht und das ausgedehnte Startund Landebahnsystem des Flughafens liegt weitgehend im Dunkeln vor ihm. Der Flugbetrieb ruht, das flughafentypische, gleißend helle Lichtermeer der Anflugbefeuerung ist während des Nachtflugverbots abgeschaltet. Aus dem Tower meldet sich per Funk ein Kollege der Flugsicherung und vergewissert sich noch einmal der Fracht, die der Pilot an Bord hat. Wenige Sekunden und ein Knopfdruck im Kontrollturm später leuchtet schlagartig die gesamte Befeuerung des Flughafens mit voller Leistung auf und lässt den Airport für das kleine Geschäftsreiseflugzeug im hellen Lichterglanz erstrahlen. Wie ein Rettungswagen mit Blaulicht Dass einer der größten Flughäfen der Welt extra für ihn noch einmal „das Licht“ angemacht hat, das hat Jan Brill nachhaltig beeindruckt. Und es hat – ebenso wie die Erlaubnis, trotz Nachtflugverbots zu landen – viel mit der Fracht zu tun, mit der er immer wieder auch nach Frankfurt kommt: Der Pilot transportiert Leben – in Form von Organen, die binnen weniger Stunden von ihrem Spender zum viele hundert Kilometer entfernten Empfänger gelangen müssen. Und dafür werden ihm sowohl in der Luft als auch am Boden alle Hindernisse aus dem Weg geräumt. „Wir behandeln Organtransportflüge wie einen Rettungswagen, der mit Blaulicht fährt“, sagt Kai Kowalewski. Er steht am Frankfurter Flughafen vor der Herausforderung, diese so in die hochkomplexen Betriebsabläufe des Großflughafens einzufädeln, dass keine wertvolle Zeit verloren geht. Hilfreich dabei ist, dass in Frankfurt für solche Fälle das so genannte General Aviation Terminal zur Verfügung steht. Es ist – räumlich und baulich getrennt von den großen Passagierterminals – mit seiner Infrastruktur auf die Abfertigung von kleinen Geschäftsflugzeugen ausgerichtet und bietet vor allem eines: sehr kurze Wege. Zwischen Flugzeug und öffentlicher Straße liegen dort nur wenige Meter. Rund um die Uhr startklar „Als Flughafen müssen wir sicherstellen, dass hier Rettungsflüge rund um die Uhr starten und landen können“, betont Kai Kowalewski. Oft bleibt seinen Kollegen dabei lediglich eine halbe Stunde Vorlaufzeit, in der sie viele wichtige Fragen klären müssen: Woher kommt das Organ? Wer liefert es an oder transportiert es weiter? Und: Wer ist der Auftraggeber? „Immer wieder gilt es, einen Spagat zu machen zwischen einem Menschenleben, das von einem reibungslosen und schnellen Organtransport abhängig ist, und den strengen Sicherheitsbestimmungen, die an einem internationalen Verkehrsflughafen gelten. Deshalb müssen wir uns hundertprozentig sicher sein, dass sich in der Transportbox, die wir natürlich nicht einfach so aufmachen können, auch tatsächlich ein Organ befindet.“ Das wiederum stellt die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) sicher. Sie ist die zentrale Koordinierungsstelle für OrganRegelmäßig mit lebenswichtiger Fracht unterwegs: Pilot Jan Brill | |
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