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zum Beispiel nach verloren gegangenen Kindern oder kurzfristigen Gatewechseln manchmal schlicht untergingen. Im April 2014 verzeichnete das Servicepersonal rund 23.000 Flugausrufe, nach Einführung des Silent-Airport-Testbetriebs waren es im April 2015 nur noch knapp 14.000. Unterschiedliche Maßnahmenpakete Weltweit gibt es bisher nur wenige Flughäfen, die sich der neuen Philosophie verschrieben haben. Wien und London berichten von durchweg guten Erfahrungen, seit Juni setzt auch Helsinki auf das moderne Modell. Da aber jeder Airport über eine andere Infrastruktur verfügt, gibt es keine globale Gebrauchsanweisung. In Frankfurt führen allein die abweichenden Passagierstruk turen in den beiden Terminals zu unterschiedlichen Maßnahmenpaketen. Gänzlich gestrichen wurde der Allgemeine Ausruf („Passagiere des Flugs LH-456 von Frankfurt nach Los Angeles werden zum Gate gebeten“). Jetzt ist nur noch ein finaler Ausruf („Passagiere des Flugs LH-456 von Frankfurt nach Los Angeles werden umgehend zum Gate gebeten“) möglich. Namentliche Ausrufe sind auf bestimmte Bereiche nach der Passund Sicherheitskontrolle beschränkt worden. Zudem gibt es in Terminal 1 nur noch einen statt zwei Ausrufe, mit dem die Passagiere zum Gate gebeten werden, und auch dieser ertönt ausschließlich nach den Kontrollbereichen im Flugsteig des abgehenden Fluges. Die Airlines dürfen außerdem flugbezogene namentliche Ausrufe in Terminal 1 nur noch dann anmelden, wenn sich das Abfluggate geändert hat. Lautlose Technik statt lästiger Klangteppich Nun könnte man meinen, dass besonders Vielflieger weiterhin ganz entspannt ihren Kaffee genießen, weil sie nach dem ersten Aufruf in alter Gewohnheit auf den zweiten „Weckruf“ warten, der aber nie kommt, und sie dann ihren Flug verpassen. Dennis Wildhirt schüttelt lächelnd den Kopf: „Von den Airlines gab es keine Rückmeldung über vermehrt verpasste Flüge. Uns sind auch sonst keine Klagen verärgerter Passagiere zu Ohren gekommen.“ Die digitale Technik macht es möglich: Heute gibt es viele Wege, auf denen der Flughafen lautlos mit dem Passagier kommunizieren kann. Apps informieren jederzeit über aktuelle Flugdaten und Gates, die parallel in den Terminals und Gate-Bereichen auf Info-Tafeln und Bildschirmen zu lesen sind und die zudem die durchschnittliche Gehzeit zum jeweiligen Abfluggate wissen. Der mitunter lästige Klangteppich hat sich in ein unsichtbares Navigationsgerät verwandelt, das den Passagier sicher und individuell zu seinem Ziel lotst. Akustisches Ambiente verschwindet nicht ganz Trotzdem bleibt für die rund 90 Beschäftigten, die im Schichtdienst rund um die Uhr am Informationsschalter arbeiten, an dem die Ausrufe koordiniert werden – sie werden vollautomatisch aus Textbausteinen zusammengesetzt und sind in 15 Sprachen verfügbar –, genug zu tun. So fahnden sie beispielsweise nach Fluggästen, die von der Familie sehnsüchtig erwartet werden und sich am vereinbarten Treffpunkt verpasst haben. Selbst der unverwüstliche Sicherheitshinweis („Bitte lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt“) rückt durch die spürbare Ausdünnung der Durchsagen wieder mehr in den Fokus, vermutet Wildhirt. Und das besondere akustische Ambiente, dem manche vielleicht nachtrauern? „Wir werden nie ganz auf die Ausrufe verzichten können“, beruhigt er, „der Fluggast muss und soll stets bestens informiert sein.“ FRAporter 07/2015 17 Im sogenannten „Ei“ sitzen die Beschäftigten, deren Stimme in den Terminals bei personalisierten Ausrufen erklingt. Die Informationen kommen über Bildschirm und Telefon. | |
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